Ich bin Gründer, baue SaaS aus eigenem Kapital auf und führe parallel eine Strategieberatung. Das bedeutet: jede Entscheidung muss tragen – kleines Team, (noch) kein externes Kapital, viele Rollen. Vor ein paar Jahren war das noch knallhart: klassische Webentwicklung war komplett Handarbeit, Deployments hakelig, und ein neues Modul bedeutete Wochen repetitiven Codings und Integrationsarbeit.
Heute kann ich mit moderner KI in Minuten ein fast vollständiges CRUD-Modul für einen neuen Datentyp erzeugen – Schema, Validierungen, Endpunkte, Tests, UI-Grundgerüst. Entwicklung und Urteilskraft bleiben unverzichtbar, aber das Tempo ändert sich grundlegend. Richtig eingesetzt ist KI kein “No-Code-Vapor” oder oberflächliches Vibe-Coding; sie greift in die harten Bereiche ein: Programmierung, Server-Anpassungen, Orchestrierung, Dokumentation – bis hin zu Entscheidungen auf CEO-Ebene.
Darum sage ich: KI baut kein Start-up. Aber sie zerstört die Ausreden. Fehlende Leute, Zeit oder Budget bleiben echte Grenzen – aber keine Gründe mehr, stehenzubleiben. Ein Gründer oder ein Dreierteam kann heute leisten, wofür vor zehn Jahren eine 15-köpfige Agentur nötig war. Der Engpass verlagert sich von den Ressourcen zu Klarheit und Umsetzung.
Alte Ausreden vs. neue Realität
Ausrede 1: „Wir haben zu wenige Entwickler, um überhaupt anzufangen.“
- Früher: Prototyping dauerte Wochen.
- Heute: KI erzeugt Gerüste, Migrationen, Tests und Dokus in Stunden. Man prüft, passt an, übernimmt – aber man startet.
Ausrede 2: „Wir haben keine Zeit, Tools oder Architekturen zu evaluieren.“
- Früher: unzählige Tabs, Meinungsartikel, versenkte Stunden.
- Heute: KI reduziert die Optionen auf 2–3 tragfähige Stacks unter den Rahmenbedingungen (Skalierung, Latenz, Preis, Compliance) – mit Trade-off-Tabellen zum Vergleichen.
Ausrede 3: „Wir können nicht validieren, bevor es gebaut ist.“
- Früher: Fake-Door-Tests oder monatelanges Raten-und-Bauen.
- Heute: KI simuliert Personas, Jobs-to-be-done, Reibungspunkte und Fehlerszenarien; sie erstellt Interviewleitfäden und „Objections Libraries“, damit die ersten Kundengespräche treffsicherer sind.
Einschränkungen bleiben real. KI verkürzt aber die Zeit bis zur Erkenntnis und die Zeit bis zur ersten Version so drastisch, dass viele „Wir können nicht“ zu „Wir haben uns noch nicht entschieden“ werden.
Wie ich KI als Multiplikator nutze
Seit über zwei Jahren arbeite ich täglich mit KI, und die letzten sechs Monate fühlten sich an wie das Internet Mitte/Ende der 90er: Plötzlich können Einzelne in einem Tempo liefern, das früher ein Team brauchte.
1) Technisches Scaffolding (Minuten statt Wochen)
- 98 % korrektes CRUD für einen neuen Datentyp: DB-Schema, Validierungen, API-Endpunkte, Listen-/Detailansichten, Basis-Tests.
- Direkt mit Constraints füttern (Framework, Auth-Modell, CI, Test-Bibliothek, Code-Style), damit das Ergebnis sauber ins Repo passt.
- Danach „Lint/Fix“-Prompt und „Tests für Happy Path + 3 Failure Modes“-Prompt.
- Ergebnis: Noch am Nachmittag läuft ein überprüftes Slice – nicht perfekt, aber perfekt genug zum Lernen.
2) Infrastruktur & Orchestrierung (immer überprüft, nie blind)
docker-compose
, Kubernetes-Manifeste, CI-Pipelines, IaC-Snippets generieren – und Zeile für Zeile reviewen.- KI für Rollback-Pläne und Health-Checks nutzen; alles erklären lassen wie einem misstrauischen SRE.
- Ergebnis: Geschwindigkeit mit Sicherheit. Kein Cargo-Kult.
3) Decision Support (Vorstandsniveau im Browser-Tab)
- Eine einseitige Decision Memo: Optionen, Trade-offs, Kosten, Failure Points, Empfehlung unter Constraints.
- Kontrafaktisches Denken erzwingen: „Wenn das in 6 Monaten scheitert – warum?“ / „Was müsste stimmen, damit die Gegenentscheidung klüger wäre?“
- Ergebnis: Schnellere Überzeugung, bewussteres Risiko.
4) Produktklarheit & Adaptierbarkeit
- KI schlägt Datenmodelle (Felder, Relationen, Invarianten) und Feature-Gerüste für ganze App-Bereiche vor.
- Interne Tools werden zu nutzbaren Modulen: README, Beispiele, Doku direkt generieren.
- Ergebnis: Bessere Grundlagen, nicht nur schnellerer Code.
5) Kundensimulation & Blind-Spot-Checks
- Realistische Personas, Use-Cases, Einwände und „Edge-Case-Chaos“-Listen erzeugen.
- KI soll die Idee angreifen: rechtlich, sicherheitstechnisch, preislich, beim Einkauf, bei Datenhoheit, Wechselkosten.
- Ergebnis: Weniger böse Überraschungen in echten Sales und Diligence.
3–4 Personen schaffen, wofür früher 15 nötig waren
Allein ist KI mein unermüdlicher Assistent. Im kleinen Team verstärkt sie alle: Designer arbeiten schneller an Copy und Flows; Entwickler bauen Features und Tests rascher; PMs schreiben klarere Spezifikationen; Führungskräfte bekommen schärfere Memos. Ein Team von 3–4 deckt heute die effektive Fläche einer ganzen Agentur von vor zehn Jahren ab – wenn ihr KI in den Rhythmus integriert statt sie nur punktuell einzusetzen.
Mögliche Kadenz:
- Klarheit zuerst (30–60 Min): das eine Bottleneck definieren, das 10× Hebelwirkung entfaltet.
- KI-Vorschläge (60–90 Min): 2–3 Lösungsansätze mit Trade-offs.
- Dünnes Slice bauen (same day): AI-Gerüst + Review + Tests.
- Ship & Learn (48–72 h): instrumentieren, Signale sammeln, iterieren.
- Decision Memo schreiben: Was probiert, was gelernt, was als Nächstes.
Kennzahlen: Time-to-Prototype, Entscheidungs-Latenz, % übernommener KI-Code nach Review, Defekte vor Prod vs. in Prod, Tage von „Idee“ bis „User-Feedback“.
KI als strategischer Partner (kein Spielzeug)
Moderne LLMs verhalten sich, richtig eingesetzt, wie ein Sparringspartner auf Vorstandsebene: Sie stellen Annahmen infrage, legen Widersprüche offen, halten einen bei Trade-offs ehrlich. Ich habe meine Beratungspraxis vor sechs Monaten darauf umgebaut. Effekt: Gründer finden schneller Klarheit, Teams richten sich rascher aus, große Entscheidungen werden von Bauchgefühl zu gerahmten Wetten.
Mehr dazu in „KI als Vorstandsmitglied“ – Kurzfassung: KI entscheidet nicht, sie fragt und synthetisiert. Das allein verändert, wie man mit knappen Ressourcen Tempo macht.
Was KI nicht tut (und warum das wichtig ist)
- Sie stellt keine Leute ein und führt sie nicht. Kultur, Geschwindigkeit, Qualität bleiben menschlich.
- Sie übernimmt kein Risiko. Man unterschreibt, man trägt den Pager, man siehst den Kunden.
- Sie repariert kein schlechtes Framing. Falsche Frage → KI beschleunigt einen nur in die falsche Richtung.
- Sie braucht Leitplanken. Sicherheit, Datenschutz, Lizenzen, Compliance bleiben eine Verantwortung.
Meine Praxis-Safeguards:
- Keine sensiblen Daten in externe Prompts ohne DPA + klare Retention.
- Self-Hosted oder Enterprise für alles mit IP oder PII.
- Human Review für Infrastruktur, Auth, Billing, Data-Mutations.
- AI-assisted Commits loggen (Commit-Tags, PR-Templates) für spätere Audits.
Ein Operating Model zum Kopieren
1) Meta-Frage definieren.
„Wenn wir dieses Quartal nur ein Bottleneck lösen dürften – welches entfaltet den größten Wert?“
„Was würde diesen Plan in der Retrospektive offensichtlich falsch machen?“
2) Lösungsspielraum eingrenzen.
Budget, Latenz/SLA, Data Residency, Hiring-Realität, Runway.
3) KI nach 2–3 Plänen mit Trade-offs fragen.
Mit Kosten, Risiken, Rollback-Pfaden, 6-Monats-Postmortem.
4) Dünnes Slice sofort bauen.
Generieren, reviewen, instrumentieren, testen. Nützlich, nicht perfekt.
5) Kunden simulieren.
Personas, Einwände, Procurement-Hürden, Wechselkosten, Integrationsreibung.
6) Entscheidung per Memo.
Eine Seite: Entscheidung, warum, Risiken, nächstes Review.
7) Kompromisslos iterieren.
Bewegt ein Slice keine KPI, innerhalb einer Woche killen oder ändern.
Ergebnisse auf Gründer-Level
- Schnellere MVPs, ohne Qualität zu leugnen.
- Sauberere Architekturen, weil Constraints benannt werden müssen.
- Schärfere Führungsentscheidungen durch Kontrafaktisches und Pre-Mortems.
- Kleinere, stärkere Teams, die sich auf Insights und Integration konzentrieren, nicht Boilerplate.
Ob eigene Produkte oder Beratung – der Effekt ist klar: KI beschleunigt echte Arbeit, nicht nur Folien. Es ist Hands-on-Code, Infra, Orchestrierung und Board-Denken am selben Tag – und verändert, was ein schlankes Team liefern kann.
Die neue Realität für Gründer
Ressourcen bleiben ein Engpass. Ich brauche weiter Menschen, Kapital hilft. Aber die Schwelle zum Handeln ist eingebrochen. Man kann heute mehr selbst tun – und ein kleines Team kann eine ganze Plattform launchen. Ausreden gibt es keine mehr; die Arbeit bleibt. Genau darum geht es.
Wer bootstrapped oder frühphasig unterwegs ist: Seht KI als Beschleuniger und Spiegel. Sie multipliziert, was ihr ohnehin seid – zum Guten oder zum Schlechten. Mit schwachem Framing baut ihr nur schneller das Falsche. Mit starkem Framing lernt und iteriert ihr in einem Tempo, das früher unmöglich war.
Mich interessiert, wie andere Gründer das erleben: Hat KI die meisten Ausreden genommen – oder nur neue offengelegt?
PS: Ich berate Gründer und Teams genau dabei – KI so einzusetzen, dass der Weg von Ambiguität zu klarer Umsetzung kürzer wird. Wer mit solchen Fragen ringt: Ich tausche mich gern aus.
Dieser Artikel wurde von uns mit Unterstützung Künstlicher Intelligenz (GPT-5) erstellt.
Alle Bilder wurden von uns mithilfe von Sora generiert.
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