Von KI geschrieben oder nicht? Warum man KI-Detektoren nicht trauen kann


Künstliche Intelligenz • von Sven Reifschneider • 29. Juli 2025 • 0 Kommentare
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Der Aufstieg der KI-Detektive

Mit dem Durchbruch von Tools wie ChatGPT und Claude kam auch eine Welle an Reaktionen – darunter sogenannte „AI Content Detector“. Diese Tools behaupten, erkennen zu können, ob ein Text von einer künstlichen Intelligenz oder von einem Menschen stammt.

Aber funktionieren sie wirklich?

In den meisten Fällen nicht – zumindest nicht zuverlässig. Diese Tools werfen oft mehr Fragen auf, als sie beantworten. In diesem Beitrag zeigen wir, wie sie funktionieren, warum sie häufig danebenliegen – und warum die Frage „Wer hat es geschrieben?“ manchmal gar nicht die wichtigste ist.

Der Schein der Genauigkeit – Wie KI-Detektoren (nicht) funktionieren

Solche Tools analysieren statistische Muster im Text. Dabei suchen sie nach:

  • Vorhersehbarkeit von Wortfolgen („Perplexität“)
  • Typische Formulierungen oder Satzstrukturen
  • Häufig verwendete Begriffe oder Satzzeichen (z. B. Gedankenstriche)

Doch das Problem ist: All das sind Merkmale guter Sprache – nicht zwingend Hinweise auf KI.

Viele Menschen lieben Gedankenstriche, schreiben strukturiert oder nutzen etablierte Floskeln. Ironischerweise werden gut geschriebene oder überarbeitete Texte oft als „zu perfekt“ eingestuft – also „wahrscheinlich KI“. Manche Tools flaggen sogar den Anfang der Bibel als KI-generiert. Außer, die KI weiß mehr als wir…

Falsch-Positiv-Wahnsinn – Wenn der KI-Test absurd wird

Neuere Tests zeigen, wie fehleranfällig diese Tools sind. Eine Studie von 2023 auf arXiv ergab: Mehrere bekannte KI-Detektoren stuften über 50 % von Achtklässler-Essays als KI-generiert ein. Auch Klassiker wie Frankenstein oder Stolz und Vorurteil fielen durch.

Das führt zu einem Paradox: Je mehr Mühe man sich beim Schreiben oder Überarbeiten gibt, desto wahrscheinlicher wirkt der Text wie von einer KI. Und schlampig geschriebene Texte können unentdeckt durchrutschen.

Und wenn man – wie ich – viel mit KI arbeitet, beeinflusst das den eigenen Stil natürlich auch. Meine Schreibweise und mein Englisch haben sich durch den KI-Einsatz stark weiterentwickelt.

Die eigentliche Frage: Spielt Urheberschaft überhaupt eine Rolle?

Bei Blogposts, Artikeln oder der Wissensvermittlung geht es oft nicht primär um die Herkunft des Textes. Entscheidend ist:

  • Sind die Inhalte korrekt?
  • Ist die Argumentation logisch?
  • Gibt es Plagiate?
  • Liefert der Text echten Mehrwert?

Natürlich ist Plagiat ein Problem – aber dafür gibt es spezialisierte Tools. Die Fixierung auf „authentische Urheberschaft“ hat meist institutionelle Gründe: Noten, Bewerbungskriterien, wissenschaftliche Standards.

Doch Hand aufs Herz:

Spielt es wirklich eine Rolle, ob dieser Beitrag von mir oder einer KI stammt? Was ändert sich, wenn ich dir sage, wie viel davon KI ist – wenn alle Gedanken, Aussagen und die finale Freigabe dennoch von mir kommen?

Und überhaupt: Viele Artikel, Bücher oder Blogposts entstehen sowieso kollaborativ. Und was ist, wenn ein Text übersetzt wurde? Was ist dann das „Original“?

Bildungsdilemma: Verbote, Prüfungen und Doppelmoral

Schulen und Hochschulen stehen vor einer großen Herausforderung: Wie stellt man sicher, dass Lernende ihre Leistungen selbst erbringen?

Viele Reaktionen darauf sind jedoch reflexartig:

  • Verbote von KI-Tools
  • Sanktionen auf Basis fehlerhafter Detektionen
  • Abschreckung statt Neugier und Experimentierfreude

Das Ergebnis: Man bestraft die, die mit Neugier lernen – und belohnt jene, die es einfach besser verstecken.

Früher war auch Wikipedia „verboten“. Heute ist es Standard. Bei KI könnten wir denselben Fehler wiederholen – aus Angst vor dem Neuen.

> „Taschenrechner zu verbieten hat Mathe nicht besser gemacht. Nur langsamer.“ > — Pädagogischer Sinnspruch (oder vielleicht ChatGPT?)

Prüfungen, Ghostwriting und das Katz-und-Maus-Spiel

In Prüfungssituationen kann KI natürlich problematisch sein – wie früher Ghostwriting auch. Doch sich auf Detektoren zu verlassen, ist riskant.

Ein Beispiel:

> Eine Studentin schreibt ihre Arbeit selbst, nutzt ChatGPT oder Grammarly zur Verbesserung – und wird als KI-Autorin eingestuft. > Folge: Durchgefallen. Ohne Widerspruchsmöglichkeit, bzw. führt dieser oft zu nichts.

Genau das ist an einigen Hochschulen bereits Realität. Und Widersprüche? Oftmals leider zwecklos – „weil der Algorithmus das sagt“. Das ist nicht nur unfair, sondern pädagogisch fragwürdig.

Wenn Bildung relevant bleiben will, muss sie ihre Prüfungsformen überdenken – statt auf fehlerhafte Tools zu setzen.

Was nun? Zeit für mehr Differenzierung

Hier unsere zentralen Punkte:

  • KI-Detektoren sind unzuverlässig. Nutzt sie mit Vorsicht.
  • Menschliches Urteil bleibt entscheidend. Algorithmen sind Hilfsmittel – keine Richter.
  • Die Frage sollte lauten: Was steht drin? Nicht: Wer war es?
  • Bildung braucht neue Strukturen. Besser gestalten statt einfach verbieten.
  • Transparenz statt Paranoia. Wer KI nutzt, darf dazu stehen – ohne Angst.

Rechtschreibkorrektur hat das Schreiben nicht ruiniert. Taschenrechner nicht das Denken. Und KI wird das auch nicht tun – außer wir lassen Regeln für uns denken, statt selbst zu denken.

Schlussgedanke: Keine Angst vor KI – lieber das System verstehen

Bei Neoground setzen wir auf intelligenten und verantwortungsvollen Technologieeinsatz. Dazu gehört es, sowohl Potenziale als auch Grenzen zu kennen – bei KI, bei Tools, bei digitalen Infrastrukturen.

Egal ob du Inhalte erstellst, Systeme entwickelst oder Wissen vermittelst: Klarheit, Qualität und Absicht zählen mehr als der Ursprung. KI sollte unsere Möglichkeiten erweitern – nicht als Sündenbock für strukturelle Probleme herhalten.

Lust auf mehr zu dem Thema? Wir beraten Teams und Organisationen beim sinnvollen Einsatz von KI – strategisch, technisch, ethisch. Melden Sie sich gerne, wenn Sie Klarheit, Struktur oder Know-how benötigen.

Dieser Artikel wurde von uns mit Unterstützung Künstlicher Intelligenz (GPT-4o) erstellt.

Alle Bilder wurden von uns mithilfe von Sora generiert.

Sven
Über den Autor

Sven Reifschneider

Ich bin Sven Reifschneider, Gründer & Geschäftsführer der Neoground GmbH – strategischer Berater für Führungskräfte, die Klarheit statt Komplexität schätzen. Ich unterstütze Unternehmen dabei, durch KI, Systemdenken und zukunftssichere digitale Strategien intelligenter zu skalieren.

Von meinem Sitz in der Wetterau bei Frankfurt bin ich weltweit tätig. In diesem Blog teile ich klare, praxisnahe Impulse zu Technologie, Systemen und Entscheidungsfindung – denn bessere Ergebnisse beginnen mit besserem Denken.

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